Gefängnisseelsorge
Arbeitsbereich Evangelische Gefängnisseelsorge in der JVA Chemnitz
Eine kleine Hausgemeinde von 8-30 Frauen versammelt sich zu den wöchentlichen Andachten und monatlichen Gottesdiensten in der JVA-Chemnitz, seit 2009 zentraler Frauenvollzug für Sachsen und Thüringen. Derzeit sind ca. 270 Frauen hinter den Gefängnismauern in der Reichenhainer Straße 236 inhaftiert.
Die Motive der Inhaftierten an Gottesdiensten teilzunehmen mögen unterschiedlich sein. Wenn diese dem Milieu entsprechend gestaltet sind, bieten sie jedoch eine große Chance. Rituelle Gestaltung von Alltagserfahrungen erlebe ich in meiner Arbeit in der JVA bei vielen Frauen als ein tiefes Bedürfnis. Es ist berührend zu erleben, wie z. B. das Anzünden einer Kerze, gemeinsames Schweigen oder ein gemeinsames Vaterunsergebet tröstend wirken und neue Kraft geben kann.
Trauer, Verlusterfahrungen, Schuldgefühle, Angst, die Suche nach Sinn und Verankerung des Lebens, das Bedürfnis nach einem Neuanfang und Loslassen alter Bindungen sind Themen, die in der Seelsorge in der JVA eine große Rolle spielen. Die Gottesdienste und Andachten sind dabei „Türöffner“, bei denen bei den meisten der Frauen das erste Mal Begegnung mit Kirche überhaupt stattfindet. Im Jahr 2015 sind aus solchen Begegnungen zwei Glaubenskurse in der JVA zustande gekommen, nach deren Abschluss wir am Taufsonntag und im Advent die Taufe von insgesamt 8 Frauen gefeiert haben.
Wichtig für meine Seelsorgearbeit in der JVA ist die Unterstützung durch Ehrenamtliche, v. a. aus der Chemnitzer Gruppe des Schwarzen Kreuzes, Gruppen und Einzelpersonen aus Chemnitzer Kirchgemeinden, die z. B. das regelmäßige Kirchencafe nach den Gottesdiensten möglich machen oder Gottesdienste musikalisch mitgestalten.
Eine besondere Verbindung wächst gerade mit der vor Ort anliegenden Kirchgemeinde Chemnitz-Reichenhain, zu der die inhaftierten Frauen gehören, wenn sie Glieder unserer Landeskirche sind.
Den Frauen hinter den Mauern ein Gesicht zu geben, unabhängig davon, ob sie einer Kirche angehören oder nicht, das ist mir ein Anliegen und dazu gehört die Vernetzung mit Kirche und Gemeinden in unserer Stadt.
Wenn Sie in Ihrer Gemeinde, Ihrem Gesprächskreis oder Hauskreis mit mir über diese Arbeit und meine JVA-„Hausgemeinde“ ins Gespräch kommen möchten, lasse ich mich von Ihnen gern einladen.
Pfarrerin Anne Straßberger